Wir besprechen einen Brief, den August Macke auf seiner Tunisreise 1914 an seine Frau Elisabeth geschrieben hat.  Hier der Text: St. Germain bei Tunis, 10. April 1914.  Liebe Lisbeth! Wir sitzen hier mitten in der afrikanischen Landschaft, zeichnen, schreiben, Klee aquarelliert. Heute morgen bin ich in der Stadt herumgelaufen und habe gearbeitet. Dann P. Auto, Hühnerragout in der Kochkiste, Sardinenbüchsen, Betten etc. Der arabische Diener Ahmed hinterher als Rennfahrer. Zwei Kinder, das Landhaus von Dr. Jägghi“ ist prachtvoll am Meer gelegen. Wir liegen in der Sonne, essen Spargel etc. Dabei kann man sich herumdrehen und hat Tausende von Motiven, ich habe heute schon sicher 50 Skizzen gemacht. Gestern 25. Es geht wie der Teufel, und ich bin in einer Arbeitsfreude, wie ich sie nie gekannt habe. Die afrikanische Landschaft ist noch viel schöner wie die Provence. Ich hätte mir das nie vorgestellt. 200 Schritt von uns ist ein Beduinenlager mit schwarzen Zelten, Eselherden, Kamele etc. laufen um uns herum. Wir bleiben zur Nacht hier. In Tunis wohne ich im Grand Hotel de France. Louisund Klee bei Jägghis. Abends esse ich meist bei Jägghis, die sehr sehr nett sind. Gestern waren wir in den verschiedenen arabischen Liebesvierteln. In der Sonne saßen oder standen die Weiber an der Tür. Es war ein herrlicher Anblick. So bunt und dabei so klar wie Kirchenfenster. Aber in gesundheitlicher Beziehung habe ich einen schrecklichen Horror vor dem ganzen Volk hier. Bazillen sind sicher genug da. Man darf nur nicht darüber nachdenken. Ich glaube, ich bringe kolossal viel Material heim, was ich dann in Bonn erst verarbeiten kann. Was machen die Dötze und wie geht es der Mutter? Soll ich was für Euch kaufen? Ich sehe hier oft prachtvolle Sachen, ich will aber das Geld lieber nicht an alten Kram hängen. Nun lieber Stiwwel, ich wünsch, Du wärst bei mir, dann kriegtest Du einen kolossal leckeren Bussi von Deinem August.  Grüße an Mutter und Anni und die zwei.

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